Rimhorn

DIE GESCHICHTE DES EHEMALS RODENSTEINISGHEN DORFES RIMHORN

Erste Erwähnungen
Die überlieferte Geschichte des alten rodensteinischen Dorfes R i m h o r n beginnt mit einer Urkunde vom 4. Februar 1273, deren Wortlaut nach Simon in „Dynasten und Grafen zu Erbach” folgender ist:
„Markwardus von Rosenbach verkauft mit Einwilligung seiner Kinder dem Propste und Convente zu „Hoste” (Höchst) 80 Morgen Ackerland und 2 Morgen Weinberg in Masbach (Mosbach) und die Güter zu Roden, welche er von seiner früheren Hausfrau Lucgarte geerbet, für 60 Pfund Heller. Auch übergibt er demselben Kloster 3 Güter zu Wibelspach und 1 zu Breidenburnen. Siegler: die Edeln Eberhard, genannt Reitz von Bruberg und Conrad von Frankenstein. Zeugen: Phasto dictus Gans, Ulricus, dictus de Loswinkel, Wortwinus de Reibach, milites, dominus Friedericus, Capellanus in Bruberg, Albertus dictus de Mosbach, Sifridus de Hoste, Manegolgus de R i e m h u r n e ….”. Eine weitere Urkunde vom 29. August 1288 berichtet von einer Udelhildis, Witwe Weiland Theodorici militis dicti de Rimhorn, die mit ihren Kindern bekennt, daß sie dem Propste und Gonvente zu Hoste ihre Güter zu Unnestat für 60 Heller verkauft habe und setzt für die Güte des Landes als Währschaft die Aschaffenburger Bürger Johannes Bedel und Gunrad von Laufehn zu Bürgen ein.
Schon in der Mitte des 14. Jahrhunderts gab es in Rimhorn einen Priester, dies erfahren wir durch eine Urkunde vom 10. Januar 1345. Hier schrieb der Ritter Starkerade von Bruberg sein Testament nieder und verfügte unter Punkt 8: „Ein Malter Korn von seinem Acker zu Fürstengrunt, genannt der Fetderwisch, bestimmt er der Kirche zu Rymhorn zum Geläute und 1 delßgleichen von seinem Drachenhofe zu Rymhorn dem jezeitigen Priester daselbst, wofür derselbe eine jährliche Seelenmesse für sich und seine Hausfrau halten soll“. Unter Punkt 9 heißt es dann: „Seine bunten Kleider vermacht er dem Priester. der bei seinem Tode zu Rymhorn wohnt und Messe halt, damit derselbe umso fleilßiger für seine Seele bete“.
Wie wir sehen, existierte bereits im Mittelalter ein Geschlecht, das sich nach der Ansiedlung „von Rimhorn“ nannte.(…)

Aus: 825 Jahre Lützelbach; Ella Gieg; DIE GESCHICHTE DES EHEMALS RODENSTEINISGHEN DORFES RIMHORN

Doch Geschichte lebt. Ganz besonders das Thema Erst-Erwähnung ist nie in Stein gemeiselt. Es kann passieren, dass man eines Morgens aufwacht und, wie folgender Text zeigt, plötzlich 62 Jahre älter ist.
Das am Rande einer gerodeten Hochfläche gelegene Dorf Rimhorn, heute ein Ortsteil der Gemeinde Lützelbach, hat eine alte Geschichte. Schon vor Christi Geburt lebten Menschen in den Fluren des heutigen Rimhorns. Belegt wird dies durch Fundgegenstände aus der Steinzeit. Mehrere der in der Gemarkung Rimhorn gefundenen Steinbeile befinden sich im Breuberg-Museum auf Burg Breuberg. Für die alte Geschichte von Rimhorn spricht auch die frühromanische Pfarrkirche, die um das Jahr 1000 – oder gar noch früher – entstanden ist.
Aus einer Urkunde vom 10. Januar 1345 erfahren wir, daß zu jener Zeit schon ein Priester in Rimhorn tätig war. An diesem Tag schrieb der Ritter Starkerade von Breuberg sein Testament. Unter Punkt 8 ist aufgeführt:

„Ein Malter Korn von seinem Acker zu Fürstengrunt, genannt der Fetderwisch, bestimmt er der Kirche zu Rymhom zum Geläute und ein desgleichen von seinem Drachenhofe zu Rymhorn dem jezeitigen Priester daselbst, wofür derselbe eine jährliche Seelenmesse für sich und seine Hausfrau halten soll.“ Und unter Punkt 9 ist vermerkt: „Seine bunten Kleider vermacht er dem Priester, der bei seinem Tode zu Rymhom wohnt und Messe hält, damit derselbe um so fleißiger für seine Seele betet.“

Lange Zeit galt für die Ersterwähnung von Rimhorn das Jahr 1273, da am 4. Februar 1273 ein Manegolgus de Riemhume bei einem Grundstücksverkauf als Zeuge siegelte. Diese Urkunde mit der Signatur US 1273 R liegt im Staatsarchiv in Wertheim.
Verschiedene Namen für Rimhorn finden sich für vergangene Zeiten in der Literatur. So erwähnt Wilhelm Müller in seinem Hessischen Ortsnamenbuch Starkenburg als Schreibweise für das Dorf Rimhorn: Remhüren (1305), Rymhorn (1345), Rimhorn (1386), Rymhorn(1423), Riemern (1500), Römern (1602), Römmern (1605) und Rümmern (1652).
In Publikationen wurde in der Vergangenheit angedeutet, daß Rimhorn älter als die bekannte Ersterwähnung sein könnte. Diesen Hinweisen ging ich nach. Im Hessischen Staatsarchiv in Darmstadt konnte ich Einblick in die Publikation von Heinrich Meyer zu Ermgassen “Der Oculus Memorie ein Güterverzeichnis von 1211 aus Kloster Eberbach im Rheingau“ nehmen. In dieser Veröffentlichung finden sich im Kapitel Gehaborn zwei Einträge über einen Heinrich von Rimhorn.
Unter § 97: Heinricus de Rimhorne contulit nobis pro anima filii sui occisi II° iugera proprietaria in Izeldan. Zu diesem Eintrag vermerkt der Bearbeiter des Oculus Memorie, Heinrich Meyer von Ermgassen, daß Izeldan wohl ein Schreibfehler sei und es sich hier um den Ort Izeldal handele. Sowohl für Izeldan und Izeldal als auch für das im Geharborner Kapitel bei § 116 genannte Mizeldale gelang dem Bearbeiter keine Zuordnung zu einem heutigen Dorf. Unter § 104 findet sich der Eintrag: Heinricus Rimehorne dedit nobis in elemosina pro anima filli sui II°s iumales decimales. Mit diesen beiden Einträgen erfahren wir: „Heinrich von Rimhom schenkt für das Seelenheil seines erschlagenen Sohnes den Mönchen auf dem Eberbacher Klosterhof Gehaborn zwei Äcker Land.“
Meine Anfrage an den Ltd. Archivdirektor des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt, Professor Dr. Friedrich Battenberg, ob sich mit diesen Einträgen auch das Datum der Ersterwähnung von Rimhom ändere, wurde positiv beantwortet. Wegen einer Interpretation der beiden Einträge verwies er mich an das Hessische Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden, da in Wiesbaden das Original des Oculus Memorie aufbewahrt werde.
In Beantwortung meiner Anfrage schrieb Dr. Hartmut Heinemann vom Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden:

„Sehr geehrter Herr Gieg,
die beiden Einträge im ,Oculus memorie I‘ des Klosters Eberbach bezüglich Rimhorn kann ich bestätigen. Der Bearbeiter des Oculus, Heinrich Meyer zu Ermgassen, identifiziert den genannten Ort Rimhorn mit Rimhom sö. von Höchst im Odenwald, womit der heuti- ge Lützelbacher Ortsteil angesprochen ist. Gegen eine solche Interpretation bestehen keine Einwände. Der genannte Heinrich von Rimhorn trägt im übrigen kein Adelsprädikat, so daß es sich wahrscheinlich nicht um einen Adligen handelt. Demnach ist Rimhorn im Jahre 1211 erstmals urkundlich belegt, falls es keine ältere Überlieferung gibt.“

Mit dieser amtlichen Bestätigung gilt als Ersterwähnung für Rimhorn das Jahr 1211, es wurde somit 62 Jahre älter und kann im Jahre 2011 zur 800-Jahrfeier einladen.

Aus: Lützelbacher Geschichtsbuch Band 2; Wilhelm Gieg; ERSTERWÄHNUNG VON RIMHORN BEREITS 1211